Solararchitektur - Bauweisen

U-Wert:
Wärmedurchgangs-
koeffizient, auch
Wärmedämmwert,
ersetzt im Zuge der
europäischen Ver-
einheitlichung den
früheren k-Wert

Betrachten wir einmal den Jahrhundertsprung der Entwicklung beim Automobil. Daimlers erstes Auto könnte heute als Neuwagen nicht angemeldet werden, da es die Abgasvorschriften nicht erfüllt. Kann es eine ähnliche Entwicklung auch bei den Bauvorschriften geben? Mit Sicherheit! Ein Architekt hätte in den 60er Jahren wohl über eine Prognose der heutigen Bauvorschriften gelacht, Wände mit einem U-Wert unter 0,5 W/(m K), das Dach sogar besser als 0,3 W/(m K), die Fenster mit einem U-Wert von 0,5 W/(m K).

Ein Blick nach Schweden zeigt z.B., dass dort schon seit 1975 0,3 W/(m K) für Wände und 0,2 W/(m K) für das Dach als Obergrenze gelten. In Deutschland legt die seit Februar 2002 geltende Energieeinsparverordnung den Jahreswärmebedarf von Gebäuden fest. Diese Vorschriften führten im Laufe der Jahre zur Entwicklung von Niedrigenergiehäusern, Passivhäusern und Null-Energiehäusern.

Niedrigenergiehaus als heutiger Standard

Als Niedrigenergiehäuser bezeichnet man Neubauten, aber auch sanierte Altbauten, die den wärmetechnischen Anforderungen der Energieeinsparverordnung entsprechen.

Die ersten Nullenergiehäuser, die schon in den 70er Jahren gebaut wurden, erforderten noch komplizierte und teure technische Systeme. Heute sind alle Komponenten von Niedrigenergiehäusern ganz gewöhnliche in jedem Neubau vorkommende Bauteile, so dass das Niedrigenergiehaus ohne besonderen Zusatzaufwand zu errichten ist. Niedrigenergiehäuser haben einen Jahresheizwärmebedarf unter 70 kWh/m²a bezogen auf die Wohnfläche. Entscheidend sind ein sehr guter Wärmeschutz, Vermeidung von Wärmebrücken, Luftdichtheit, Wärmeschutzverglasungen und eine kontrollierte Wohnungslüftung. Standard-Niedrigenergiehäuser kommen noch mit einfachen und kostengünstigen Abluftanlagen aus, wobei kalte Frischluft von außen nachströmt.

Passivhäuser

Kostengünstige hochgedämmte Häuser ohne Heizsystem, genannt Passivhäuser, bilden den Standard von morgen. Auch das energieautarke Haus ist realisierbar, wenn auch nur unter sehr hohem Aufwand.

Die bisherigen Erfahrungen mit Niedrigenergie-Häusern führen jedoch auf einen einfachen und praktikablen Weg: Passivhäuser sind einfach, betriebssicher, nutzerfreundlich und komfortabel. Dass die Lösung der Umweltprobleme beim Energieeinsatz für die Raumheizung so einfach sein könnte, wurde noch vor kurzer Zeit selbst von Experten nicht erwartet.

Gegenüber durchschnittlichen Verbräuchen im Gebäudebestand erreicht ein gutes Passivhaus eine Energieeinsparung von annähernd 90 %, d.h. maximal 15 kWh/m²a sind zulässig! Damit ist der Passivhaus-Standard ein Beispiel für ein nachhaltiges Konzept, bei dem die Umwelt nur einem Zehntel der sonst üblichen Belastungen ausgesetzt wird.

Ansicht Passivhaus
Passivhaussiedlung in Ulm
Quelle:
www.expo.ulm.de

Das erste Passivhaus in Deutschland wurde 1991 in Darmstadt-Kranichstein gebaut. Der Heizenergieverbrauch der vier Reihenhauseinheiten von durchschnittlich 10 kWh/m²a ist seit 15 Jahren stabil. Es folgten beispielsweise 22 Reihenhäuser in Wiesbaden mit einem Heizenergieverbrauch von weniger als 14 kWh/m²a. Passivhäuser beruhen im wesentlichen auf drei Säulen: Dämmen, Dichten (Dichtheit des Gebäudes wird gemessen) und Lüften über Wärmerückgewinnungsanlagen.

Da die bewohnten Passivhäuser seit Jahren funktionieren haben sich die drei konzeptionellen Säulen offensichtlich bewährt. Ein Passivhaus verfügt nicht über eine konventionelle Heizanlage. Es gibt zwar zumeist eine Heizquelle, die Wärmeverteilung erfolgt jedoch häufig über die Lüftungsanlage. Weil nur eine sehr kleine Leistung für diese Lufterwärmung gebraucht wird, stehen viele Alternativen zur Verfügung, wie z.B. Wärmepumpe, Holzpelletheizung, Erdgasheizung oder Elektroheizung.

Nullenergiehäuser

Als Nullenergiehaus wird ein Gebäude bezeichnet, das rechnerisch in der jährlichen Bilanz keine externe Energie wie Elektrizität, Gas, Öl usw. bezieht. Technisch ist das Nullenergiehaus eine Verbesserung des Passivhauses. Das »Nullenergiehaus« ist ein Ziel, an dessen Verwirklichung sich schon in den siebziger Jahren einige Architekten und Wissenschaftler versucht haben. Den gesamten Energieverbrauch eines Hauses auf Null zu senken, ist aber eine äußerst anspruchsvolle Aufgabe, die auch heute nur von wenigen teuren Pilotprojekten gelöst wurde.